Das Beratungs- und Schulungsunternehmen Mannaz berät Unternehmen im Umgang mit Sexismus und unangemessenem Verhalten – und im Zuge der zweiten #Metoo-Welle laufen in diesen Tagen die Leitungen heiß. Die Unternehmen haben erkannt, dass Handlungsbedarf besteht.
Führungskräfte müssen informiert sein
Mannaz beschäftigt sich seit Jahren mit Change Management und Kulturwandel – und für Marianne Egelund Siig besteht kein Zweifel daran, wo der Wandel beginnen sollte:
„Die Mitglieder des Führungsteams tragen eine große Verantwortung, wenn es darum geht, den notwendigen Wandel herbeizuführen. Sie müssen auf diesem Weg vorangehen. Um ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von grenzüberschreitendem Verhalten ist, muss unerwünschtes Verhalten klar angesprochen werden – und zugleich muss ein gemeinsames Verständnis für das geschaffen werden, was erreicht werden soll.“
„Der Weg zur Gewährleistung eines guten, sicheren und integrativen Arbeitsplatzes unterscheidet sich nicht von vielen anderen strategischen Organisationsaufgaben. Sie müssen wissen, was die Ziele sind und warum sie definiert wurden. Sie müssen Ihre Ausgangsposition kennen und Ihre Maßnahmen nach Prioritäten ordnen. In diesem Zusammenhang müssen Sie verstehen, warum ein gesundes und integratives Arbeitsumfeld für das Wohlbefinden und eine gute Leistung von entscheidender Bedeutung ist und welche Kosten durch Untätigkeit entstehen.
Es ist wichtig, dass sich Führungskräfte darauf konzentrieren, Arbeitsplätze mit einem hohen Maß an Vertrauen und psychologischer Sicherheit zu schaffen, damit sich die Mitarbeitenden sicher genug fühlen, grenzüberschreitendes Verhalten zur Sprache zu bringen“, so Marianne Egelund Siig.
Foto: Mannaz
Aktualisiert aufgrund von Corona
Wie können Sie als Führungskraft also eine Kultur durchbrechen, die Dinge wie Belästigung, Beleidigung und Mobbing zulässt?
„Zuallererst ist es wichtig, zuzuhören und sich bewusst zu machen, dass grenzüberschreitendes Verhalten am Arbeitsplatz von vielen Seiten an den Tag gelegt werden kann, zum Beispiel von Kunden, Klienten oder Partnern. Online und offline. Corona hat außerdem gezeigt, auch eine Arbeitswelt in den Fokus zu nehmen, die fluide, hybrid und digital ist. All diese Faktoren können es für Führungskräfte extrem schwierig machen, grenzüberschreitendes Verhalten zu erkennen und darauf zu reagieren“, erklärt Marianne Egelund Siig.
„Das Neue an der zweiten Welle von #MeToo ist, dass jetzt verstärkt zugehört wird. Wir haben aufgehört, von grenzüberschreitendem Verhalten Betroffene zu missachten oder sogar verächtlich zu machen, und begonnen, ihnen zuzuhören und zu erkennen, dass grenzüberschreitendes Verhalten nicht nur auf das unangemessene Verhalten Einzelner zurückzuführen ist, sondern Teil einer Kultur sein kann.
Fünf Schritte zu weniger Sexismus und grenzüberschreitendem Verhalten
Marianne Egelund Siig empfiehlt die folgenden fünf Schritte zum Umgang mit Sexismus und grenzüberschreitendem Verhalten und zur Vermeidung dieser Verhaltensweisen.
1. Entwickeln einer Strategie: Machen Sie sich bewusst, warum ein sicheres und integratives Arbeitsumfeld für das Wohlbefinden und die gute Leistung in der Organisation von wesentlicher Bedeutung ist. Welche Kosten entstehen, wenn nichts unternommen wird? Beschreiben Sie Ihre Ambitionen, das Arbeitsumfeld und die Kultur, die Sie sich wünschen, und die Ziele, die Sie erreichen möchten.
2. Planung und Bestandsaufnahme: Machen Sie eine Bestandsaufnahme: Führen Sie eine anonyme Befragung unter den Mitarbeitenden durch, in der Sie nach konkreten Erfahrungen mit sexueller Belästigung, Ausgrenzung, Gewalt und Mobbing fragen. Verschaffen Sie sich einen Überblick und genaue Daten über die Verteilung von Geschlecht, Altersgruppen, Nationalitäten usw., um zu erfahren, wie integrativ und vielfältig Ihre Unternehmenskultur ist. Überprüfen Sie die HR-Prozesse und stellen Sie sicher, dass die zuständigen Personen mit der aktuellen Gesetzgebung vertraut sind.
3. Co-Creation: Stellen Sie sicher, dass die wichtigsten Führungskräfte und Mitarbeitenden, die die Kulturentwicklung vorantreiben sollen, an der Ausarbeitung der neuen Richtlinien, Verhaltenskodizes, Kooperationsrichtlinien oder Verhaltensregeln beteiligt sind.
4. Implementierung: Die Verfahren, Rollen und Strategien zur Unterstützung der Prävention und des Umgangs mit grenzüberschreitendem Verhalten müssen klar kommuniziert werden. Beziehen Sie die gesamte Organisation ein und führen Sie Schulungen für Führungskräfte, Personalverantwortliche und Mitarbeitende in Vertrauensrollen durch, damit diese ihre spezifischen Aufgaben und Rollen kennen.
5. Evaluierung und Follow-up: Die Bekämpfung von Sexismus und grenzüberschreitendem Verhalten erfordert eine dauerhafte Schwerpunktsetzung und eine langfristig angelegte Arbeit. Achten Sie darauf, dass Sie die Fortschritte und Ergebnisse nachverfolgen. Wiederholen Sie die Umfrage einmal im Jahr und nutzen Sie die Ergebnisse, um Ihre Fortschritte zu feiern und weitere Maßnahmen zu planen.